Geschichte

Die Theatergruppe Südlengern


Hätte es die Freilichtbühne Doberg nicht gegeben, wäre die Theatergruppe Südlengern vielleicht nie entstanden. Sie wollte zum Südlengerner Ortsjubiläum 2001 mit der Aufführung vom „Verlorenen Großvater“ an die große Theaterzeit in den „Doberger Alpen“ erinnern. Zu gern hätte man noch einmal vor der Naturkulisse gespielt, der Landschaftsschutz ließ das aber nicht zu.


Mit Inge Serwattka, Erwin und Hugo Scheiding waren drei „Ehemalige“ der Dobergbühne an der Entwicklung der neuen Spielschar beteiligt. Inge Serwattka führte bis zu ihrem Tod im Mai 2016 Regie und Erwin Scheiding spielte auch in der Komödie „Liebe, Zoff und Zaster“ wieder eine Hauptrolle.

Doch zurück zum Anfang. Der „Verlorene Großvater“ fand ein so begeistertes Echo, dass in der Theatergruppe niemand ans Aufhören dachte. Willi Fleddermann brachte seine 1989 von der Jungen Frauenhilfe in Südlengern uraufgeführte Komödie „Omas neue Kleider“ ins Gespräch. Und nachdem für Punker Heinrich mit Pfarrer Michael Krause die Idealbesetzung gefunden war, startete die Theatergruppe beim Südlengerner „Holskenball“ 2003 mit einer originellen Idee durch: Selbstgebastelte Papierhüte stimmten viele Gäste beim Feuerwehrfest neugierig. Die Werbung kam an, und so stand Oma Lohmeyer bis April 2004 in 14 Aufführungen quicklebendig im Mittelpunkt des Geschehens. Jedesmal verpflanzte sie nach einem Discobesuch den erwähnten Punker Heinrich ins gutbürgerliche Wohnzimmer und setzte damit den Rest der Familie unter Schock.


„Omas neue Kleider“ wurde fast zeitgleich auch im Pfälzer Wald von der dort ansässigen „Eselsbühne Dörrenbach“ gespielt. So kam es zu einer ersten Wochenendreise in die Pfalz. Einer Besichtigungstour ins Elsass folgte ein weinseliger Abend mit Musik und vielen Darbietungen beider Theatergruppen.


Eine große Herausforderung war 2006 „Der König von Kuckucksheim“. Das Stück spielte abwechselnd im Wohnzimmer der Famillie König und im Büro des Bürgermeisters, bei den Umbauten war äußerste Eile geboten. Mit dem selbstgefälligen Bürgermeister, der zwar bei seinen Wählern durchfiel, aber das Herz seiner Nachfolgerin für sich gewann, glänzte Erwin Scheiding in einer Paraderolle! 2008 entfachten Helene und Elvira Engel in „Da oben wohnen Engel“ ein teuflisches Spektakel, dem Neffe Klaus zum Glück nach einem Ausflug auf’s Dach ein Ende setzen konnte. Die Spielschar war inzwischen so angewachsen, dass mehrere Doppelbesetzungen möglich waren.


Gemeinsame Unternehmungen nach Hamburg zum „König der Löwen“ oder nach Bochum zu „Starlight Express“ führten zu der Einsicht, dass die Bühne im Volkeninghaus noch nicht als Nabel der Theaterwelt anzusehen war, doch der Spielfreude tat das keinen Abbruch. Im „Millionenstück vom Hans im Glück“ ging es 2010 ums ganz große Geld. Die Parallele zum Grimmschen Märchen ließ ahnen, dass man auch ohne Geld zufrieden, glücklich und ausgesprochen fröhlich leben kann. Wenn Erwin Scheiding als „Hans“ am Ende seufzte: „Nie wieder“, bezog sich das darauf, dass er in jedem Akt ohne Pause auf der Bühne stand. Seine Leistung: „Spitze“! Hans Rosenthal wäre zwei Meter hoch gesprungen!


In der Spielschar gibt es immer wieder neue Gesichter. In der Inszenierung von 2012 „Liebe, Zoff und Zaster – Wirbel in der Residenz“ sind zum ersten Mal Dietlind und Paul-Jürgen Zuleger dabei. Mit ihnen spielen Sabine Detzmeier, Frank Eilbracht, Renate Fleddermann, Erika Flömer, Birgit Graß, Sylvia Kersting, Christel Mester, Christa und Klaus Nordsieck, Hans Rühms und Manfred Walter, die alle schon bei früheren Inszenierungen mitwirkten.


2012 folgte das Stück "Liebe, Zoff und Zaster" und 2014 die erste Krimikomödie „Mörder mögens messerscharf“. 2016 wurde unter der Regie von Christel Mester dann der Mitratekrimi „Jetzt oder nie“ erfolgreich auf die Bühne gebracht.


Für 2018 laufen die Vorbereitungen für das von Willi Fleddermann geschriebene Stück „Lollifee-als die Zirkusprinzessin kam“ und gleichzeitig erste Arbeiten zu einer Veranstaltung in Kirchlengern zum Thema Heinrich von Kleist.


Zwischendurch erfreut die Theatergruppe ihre Zuschauer immer wieder auch mit einem Sketchprogramm- Lachen ist schließlich gesund.


Die wichtige Arbeit, die hinter den Kulissen und bei der Vorbereitung der jeweiligen Spielsaison zu leisten ist, darf nicht vergessen werden. Anette Horstmann führte als Souffleuse ein strenges, aber hilfreiches Regiment. Das hat jetzt Erika Flömer übernommen. Zum Team Bühnentechnik und Bühnenbau gehören Andreas Fraedrich, Günter Sommer und Wilfried Brokmann, und auch andere fassen immer wieder mit an.


Im Laufe der Jahre ist aus dem Volkeninghaus in Südlengern ein gemütliches kleines Theater geworden. Bei Vorhang, Licht, Ton und Bühnenbau sind viele eigene Ideen eingeflossen. Stolz ist die Theatergruppe auf ihr Podestsystem, das mit vier Stufen dafür sorgt, dass die Zuschauer auch im hinteren Saalbereich eine gute Sicht auf die Bühne haben.